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Schulhaus Rohrhof

Seltener Blick auf die Rückseite des Schulhauses von Rohrhof in Richtung Wiesenstraße.
Im Hintergrund, an der Ecke Schul- und Wiesenstraße, ist der Glockenturm der alte Notkirche zu erkennen.

Leider gibt es keine Altersangabe der Karte aber ich schätze, dass die Aufnahme um 1920 entstanden ist.

Nachdem die Rohrhöfer viele Jahre für ein eigenes Schulhaus “gekämpft” haben, wurde es an Ostern 1911 eingeweiht.

Die Geschichte des Schulhauses von Rohrhof ist ausführlich beschrieben in der Festschrift:
Rohrhofschule 1911-2011, 100 Jahre Rohrhofschule, Herausg. Schillerschule Brühl, 2011

Hier zusammengefasst aus der Festschrift “1967 – 1992 25 Jahre Schillerschule Brühl” von Willibald Schreck und Ulrich Kobelke:

Die Schule im Ortsteil Rohrhof

Den Nachforschungen K. Mossemann’s zufolge gibt es seit 1810 einen evangelischen Winterlehrer auf dem Rohrhof. Er heißt Johann Jakob Ehrismann. Die evangelisch-reformierten Hofbewohner, die ihn – ohne Wissen des Kirchenrats in Heidelberg – anstellen, begründen ihr eigenmächtiges Handeln damit, daß der Schulweg nach Schwetzingen, wohin die reformierten Kinder zur Schule gehen sollen, viel zu weit sei, und daß Brühl noch keine protestantische Schule habe. Die Winterschule, die in Privaträumen abgehalten wird, zählt damals 17 Kinder, darunter auch einige Mennonitenkinder.

Bei einem am 7. April 1813 abgehaltenen Schulexamen bescheinigt Kirchenrat Wolf dem Winterlehrer Ehrismann, daß er “die ihm anvertraute Schuljugend mit Fleiß unterrichtet und nach seinen Kräften in seinem Wirkungskreis Gutes geleistet habe.” Viel verdient hat dieser Winterlehrer in Rohrhof nicht, denn die Einwohner sind arme Leute. Ehrismann drückt dies in einem seiner zahlreichen Gesuche um Unterstützung so aus: “Da aber besagter Rohrhof ein sehr geringer Hof ist, sich in ganz schlechter Lage befindet und sich mehrenteils arme Leute da befinden, welche nicht vermögend sind, ihrem Winterschullehrer einen hinlänglichen Lohn zu verreichen, zumal die Kost (Wandertisch) und das nötige Brennholz für den Winterschullehrer sehr schwer fällt, so ist leicht zu errechnen, wie gering dieser Lohn ausfallen muß.” Als die reformierten und lutherischen   Einwohner Brühls für 1816/17 einen Winterlehrer anstellen, ist der zuständige Pfarrer in  Schwetzingen der Meinung, daß diese Schule, die von 24 Schülern besucht wird, auch die Kinder aus Rohrhof aufnehmen könne. “Um zwei ref. Kinder willen kann man doch wahrlich keinen besonderen Schullehrer besolden. Die übrigen zehn Kinder, die Ehrismann diesen Winter unterrichtet, sind luth., kath. und Mennonitenkinder.” Trotzdem läßt sich Ehrismann bis 1830 immer wieder als Winterschullehrer auf dem Rohrhof anstellen. Damals baut die evangelische Gemeinde Brühl ein Schulhaus. Die Winterschule auf dem Rohrhof wird aufgelöst.
Karl Mossemann schließt seine Darstellung mit den Worten: “Brühl und Rohrhof hatten jetzt ihre gemeinsame, evangelische Schule. Sie waren, wenigstens vorläufig und auf längere Zeit, unter einen Hut gekommen, und manche Probleme konnten nun auch gemeinsam gelöst werden.”1878 wird durch Großh. Verfügung der Rohrhof der Gemeinde Brühl angegliedert. In seinem Beitrag zur Festschrift “800 Jahre Brühl” schreibt 1957 der damalige Rektor Bamberger: “Mit der Aufhebung der Stabhalterei im Rohrhof verschwand die dortige Schule. Die Kinder mußten täglich den Schulweg nach Brühl machen.” Ob zwischen 1830 und 1878 in Rohrhof zeitweise Unterricht erteilt wird, bestätigen die Akten im Gemeindearchiv nicht. Im Gegenteil! In einer Erklärung des Brühler Gemeinderats vom 15. Oktober 1868 heißt es: “Rohrhof, Colonie, benützt die hiesige Schule auch, daher wir den Antrag stellen, diese Colonie zu einem Beitrag zu verpflichten.” Das Großh. Bezirksamt Schwetzingen antwortet im November1868: “Der Gemeinderath wird dabei veranlaßt, wegen Leistungen eines Beitrages von Seiten der Colonie Rohrhof für Mitbenützung der Schule vorerst eine Vereinbarung über die Höhe desselben zu versuchen und wenn solche nicht zu Stande kommt, Entscheidung durch den Bezirksrath als Verwaltungsbehörde herbeizuführen.” Als in Brühl 1884 und 1898 die beiden Schulhäuser erbaut werden, verlangen auch die Rohrhofer Eltern ein eigenes Schulgebäude. Am 2. August 1905 beschließt der Brühler Gemeinderat, daß vom Großh. Domänenamt ein 17 Ar 81 qm großes Ackerland zum Preis von 50 Pfg. je qm für einen zukünftigen Schulhausplatz gekauft werden soll. Hartnäckig wiederholen die Vertreter des Rohrhofer Bürgervereins in den folgenden Jahren ihre Forderung an den Brühler Gemeinderat. In ihrem Schreiben vom 10. September 1907 verlangen sie, daß im Frühjahr 1908 mit dem Bau des Schulhauses begonnen wird. Sie führen Gründe hierzu an, die in etwa das soziale Umfeld der Bewohner des Orts teils beleuchten.

Lassen wir daher die Antragsteller selbst zu Wort kommen:
“Von der Mitte des Rohrhofs bis zu den Schulhäusern in Brühl beträgt die Entfernung nach spez. Messung 2.450 Meter. Diesen Weg haben z. Zt. 77 und später 90 Kinder jeden Tag und bei jeder Witterung 2-4mal zurückzulegen. Dabei kommt dann besonders in Betracht, daß die Eltern der meisten Kinder ihren Lebensunterhalt im Taglohn suchen müssen und vielfach 6, 8 und noch mehr Kinder besitzen, so daß es ihnen schwer fällt, die Kinder auch nur notdürftig zu kleiden und das viele Schuhwerk zu beschaffen, welch letzteres sich denn auch bei den Kindern gewöhnlich in recht bedenklichem Zustande befindet und keineswegs für einen Marsch nach Brühl geeignet ist; so gekleidet müssen die Kinder – auch die Kleinsten von den 16 Kleinen – bei Regen, Schnee und Sturm nach Brühl wandern, wo sie oft durchnäßt und durchfroren ankommen und wenn sie zu früh dran sind, was meistens der Fall ist (da Zuspätkommen gerügt wird), so müssen sie noch eine Zeitlang auf der Straße campieren, das Gleiche gilt für die Zeit der Unterrichtspausen und der  Religionsunterrichtserteilung. Daß unter diesen Verhältnissen schwere Erkältungen bei den Kindern nicht ausbleiben können, ist selbstverständlich und wird hier in manchem Kind schon der Keim für späteres Siechtum gelegt und für schleichende Krankheiten und dies um so mehr, als es mit der Ernährung der Kinder auch nicht besonders bestellt ist und diese vielfach sich mit leerem Magen in Brühl aufhalten müssen. Ist sonach in hygienischer Beziehung die Errichtung eines Schulhauses zu Rohrhof dringend nötig, so erscheint die Herstellung eines solchen in sittlicher Richtung noch weit mehr geboten, wenn man bedenkt, welch grober Unfug bei einer so zahlreichen Kinderschar auf dem Hin- und Herweg getrieben wird und wie so manches brave Kind hier schlimmes Beispiel sieht und sich zu bösen Streichen verleiten läßt – die Feldhüter wissen darüber auch ein Lied zu singen bes. zur Zeit der Kirschenreife – und manche Eltern mußten schon für ihre Kinder Strafe zahlen, was nicht der Fall gewesen wäre, wenn der Marsch nach Brühl hätte unterbleiben können.

Zum Schluß ist noch anzuführen, daß die Schuljugend auf dem Rohrhof in ihrer Ferienzeit sich  gänzlich selbst überlassen ist, denn die Eltern müssen dem Verdienst außer dem Hause nachgehen und dürfen die Kinder gemäß Gesetz zur Arbeit nicht mitnehmen. Der Ortsschütz, das einzige öffentliche Polizeiorgan Rohrhofs, hat die Felder zu hüten und so sind dem Unfug der Schuljugend im Orte selbst Tür und Tor geöffnet und sie verwildert; sind aber erst ein oder mehrere Lehrer ortsansässig, so wird schon durch deren Anwesenheit bewirkt, daß die Kinder weniger
Schlingelei treiben und sich anständiger benehmen. Dabei kann noch Einrichtung getroffen werden, daß den Kindern in ihrer freien Zeit zweckmäßige Beschäftigung und Unterhaltung seitens der Schulleitung geboten wird. Die Unterzeichneten geben sich der Hoffnung hin, daß sich der verehr!. Gemeinderat den vorstehenden Ausführungen nicht verschließen wird, daß er sich seiner Verantwortlichkeit in der Sache bewußt ist und daß unserem Gesuch auch seitens der beiden hochverehrt. Pfarrämtern die verdiente Unterstützung zuteil werden wird.
Immerhin dauert es noch bis zum Jahre 1909, bis die Vorarbeiten zum Schulhausneubau konkrete Formen annehmen. Doch wird der Bau nicht nach den Vorstellungen des Planfertigers Wipfinger erstellt, sondern nach etwa dem gleichen Entwurf, wie ihn der Bezirksbaukontrolleur Körner für das “Neue Schulhaus” in Brühl entworfen hat. Drei Schulsäle und eine Lehrerwohnung werden darin untergebracht. Die Baukosten belaufen sich auf ca. 35.000 Mark.
Genauere Angaben über Baubeginn und Vollendung fehlen. Nachdem der Rohbau fertiggestellt ist, meldet sich am 11. Juni 1910 der Bürgerverein Rohrhof wieder zu Wort. In einem Brief an Bürgermeister und Gemeinderat teilt er seine Sonderwünsche mit: “Die Gemeinde möge für das neue Schulhaus auch eine Uhr und zwei Glocken für das Türmchen beschaffen, “um so dem Ganzen gewissermaßen die Krone aufzusetzen.” Und weiter heißt es in dem Schreiben: “In Anbetracht, daß eine Nachtragsforderung von 7 bis 8000 Mark für eine Niederdruckdampfheizung und Badeeinrichtung im neuen Schulhaus zu Brühl anstandslos genehmigt wurde, daß ferner im Rohrhof z. Z. noch keine Glocke und Uhr vorhanden ist und wir demzufolge bei einem Brandfall, bei einem Leichenbegängniß, bei sonstigen Anlässen (Betglocke) das sonst überall gebräuchliche Glockengeläute entbehren müssen, auch ohne Uhr nicht recht wissen, wie wir in der Zeit leben, so geben wir uns der Hoffnung hin, daß unser Gesuch als durchaus gerechtfertigt anerkannt und genehmigt wird.” In puncto Glocken bleibt es bei der Hoffnung; die kommen in das Türmchen der 1912 neuerrichteten katholischen Notkirche. Im Jahre 1911 können 102 Rohrhofer Kinder mit 2 Lehrern das neue Schulgebäude beziehen. Der Bau bietet über Jahrzehnte hinweg genügend Platz für die schulpflichtige Jugend des Ortsteils. Raumprobleme kennt man selbst Anfang der 50er Jahre noch nicht. Damals liegen die Schülerzahlen bei 150; den Unterricht erteilen die Lehrer Hoch, Leinich und Röben (Hirzler).

Im Jahre 1953 wird das Schulhaus von Grund auf renoviert und eine Schülerabortanlage angebaut. Der diesbezügliche Gemeinderatsbeschluß vom 14. Januar 1952 lautet:
“Das Schulhaus im Ortsteil Rohrhof soll im kommenden Rechnungsjahr eine Verbesserung erfahren. Es ist vorgesehen, nach den Plänen von Architekt Törke, Rohrhof, eine neue Abortanlage für die Schulkinder zu bauen und im Souterrain des Schulhauses ein Volksbad einzurichten. Ferner soll die bisherige Ofenheizung durch eine Warmwasserheizung abgelöst werden.”

Bis zum Ende der 50er Jahre gibt es in der Rohrhofschule kombinierte Klassen, d. h. Kinder verschiedener Jahrgänge werden in einem Klassenverband unterrichtet. Die rege Bautätigkeit auf dem Rohrhof hat auch ihre Auswirkungen auf die Schule. Die Schülerzahlen steigen sehr rasch an. Die ehemalige Hauptlehrerwohnung im Erdgeschoß muß 1956 herausgenommen werden. Nach dem Umbau verfügt die Schule über vier Klassenzimmer und einen Handarbeitsraum. Aber schon wenige Jahre später ist das Schulhaus wieder zu klein. Im Schuljahr 1959/60 werden 224 Schüler von 5 Lehrkräften unterrichtet. Schulleiter Käser schlägt die Aufstockung des Gebäudes vor. In der gemeinsamen Sitzung von Gemeinderat und Schulpflegschaft am 15. Februar 1960 teilt der Bürgermeister mit, daß das Oberschulamt eine derartige Baumaßnahme ablehnt und stattdessen empfiehlt, den Bau des künftigen Schulzentrums abschnittweise zu beginnen. Zur Zeit werde das Gelände vermessen. Nach Fertigung des Lageplans wolle man umgehend im Einvernehmen mit dem Oberschulamt die Vorplanung in die Wege leiten. Sofern keine unvorhergesehenen Schwierigkeiten auftreten, könne man damit rechnen, daß im Jahre 1961 mit dem ersten Bauabschnitt begonnen werde. Doch dazu kommt es nicht. Zur Behebung der Schulraumnot wird aber für die Schulabteilung Rohrhof eine Notlösung gefunden: Am 6. Februar 1961 gibt der Gemeinderat seine Zustimmung zur Errichtung einer “Zweiklassen-Montageschule” in Holzbauweise auf dem Schulgelände. In wenigen Wochen wird der Beschluß Wirklichkeit. Bereits am 29. April kann der Pavillon feierlich übergeben und in Betrieb genommen werden. Die beiden Klassenzimmer, ursprünglich als Provisorium gedacht, dienen dann doch 20 Jahre lang der Rohrhofschule als Unterrichtsräume.